Ich dachte mir, gerade für Wochen, in denen ich keinen erzählenswerten Ausflug oder ähnliches mache, führe ich diese neue Kategorie ein. Puzzleteile soll Eindrücke beschreiben, die ich hier in meinem täglichen Leben sammele.
Die Müllsammlerin
In China funktioniert Abfallentsorgung etwas anders als bei uns. Für das Gebäude, in dem ich wohne (mit 33 Stockwerken und 15 kleinen Wohnungen pro Etage nicht gerade klein) gibt es insgesamt nur 4 Mülltonnen, die vor der Haustür stehen (zumindest habe ich anderswo noch keine gesehen). An sich besteht die Trennung zwischen recycable und unrecycable. Inwieweit sich daran gehalten wird, steht auf einem anderen Blatt. Die Mülleimer scheinen aber nie zu voll zu werden und das liegt an einer kleinen, bestimmt über siebzigjährigen Frau, die ich von frühmorgens bis Spätabends in unserem Compound sehe.
Unablässig durchsucht sie den Abfall nach Materialien, die man weiterverkaufen kann – Pappe, leere Plastikflaschen, Glas, Aluminium. Sie fährt ein kleines Tuk-Tuk ähnliches Gefährt, dass sie damit belädt. Ihren Ehemann habe ich auch schon dabei gesehen. Manchmal ist sogar die kleine Enkelin im Kinderwagen mit dabei.
Was mich so unglaublich überrascht, ist die Herzlichkeit mit der sie mich jedes Mal bedenkt. Sie lächelt mich an, grüßt, winkt. Ich habe allgemein die Chinesen als ein sehr gastfreundliches Volk wahrgenommen, aber besonders in diesem Fall bin ich immer wieder berührt. Dass jemand, die so eine harte Arbeit ausführen muss, um über die Runden zu kommen, immer noch so viel Freundlichkeit und ein Lächeln für ihre Mitmenschen übrig hat. Dass sie nicht verbittert ist an ihrem Schicksal.
Personal Space
Wie ich schon sagte, besteht mein Gebäude aus vielen kleinen Wohnungen. Jede so groß wie meine eigene, ca. 20 Quadratmeter. Für mich alleine ist das ganz gemütlich. Ich könnte mir aber nicht vorstellen hier mit einem Partner oder sogar einer Familie geschweige denn einem Familienhund dazu zu leben. Ich sehe viele kleine Kinder mit Müttern im Aufzug. Teilweise haben sie ihren Hund dabei. Neben mir wohnt eine Frau, die einen Golden Retriever hat. Als meine Chinesischlehrerin, das erste mal zu mir kam, war sie vollkommen überrascht, dass ich ganz alleine in der Wohnung lebe.
Es ist hier üblich, dass die Eltern des Mannes mit einem Ehepaar und dessen Kindern zusammenleben. Die Großeltern kümmern sich häufig um die Kinder oder auch um den Haushalt. Dafür sorgen die Jungen für die Alten, wenn sie Schwierigkeiten haben, alleine zu leben. Das Zusammenleben ist viel enger als ich es aus Deutschland kenne. Es scheint die meisten nicht zu stören. Allgemein habe ich das Gefühl, dass hier gerne in der Gruppe etwas unternommen wird. In Restaurants sieht man selten einzelne Personen. Wenn ich erzähle, dass ich vorhabe allein zu reisen, ernte ich erstaunte Blicke. Die Gemeinschaft hat einen viel höheren Stellenwert.
Delikatessen
Dass es hier leckeres Essen gibt, ist aus meinen vorherigen Beiträgen glaube ich schon hervorgegangen. Aber natürlich bedarf es wieder einmal ein paar Bilder:
Was man auf den Bildern von den vegetarischen Gerichten natürlich nicht sieht – in China findet eine ganzheitlichere Verwertung von Fleisch statt. Während in Deutschland vornehmlich Filet gegessen wird, wird hier alles vom Tier verwertet. Und nicht nur verwertet, sondern in besondere Gerichte verwandelt. Von Hühner- und Entenfüßen, Kuhmagen, Hasenkopf bis hin zu Entenzunge (besondere Spezialität) kann man hier alles bekommen. Und wer mal einen kleinen Snack für zwischendurch braucht, der kann sich so etwas besorgen:
Nächste Woche geht es auf die erste kleine Reise – in das zwei Stunden Schnellzugfahrt entfernte Suzhou, das aufgrund seiner Kanäle und alten Gebäude auch als Venice of the East bekannt ist und deren Hauptsehenswürdigkeiten die vielen noch aus dem Mittelalter stammenden Gärten und Parks sind. Mit ca. 1,5 Millionen Einwohnern mal erfrischend klein im Vergleich zu Hefei 😀