Alltag

Diesmal ein langweiliger Eintrag ohne Bilder: Ich dachte ich erzähle mal ein bisschen, wie es so ist in Hefei zu leben.

Fangen wir mal an mit dem Wetter 🙂

In den letzten Tagen sind die Temperaturen wieder gestiegen und wir haben eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit, das heißt man fängt an zu schwitzen, sobald man das Haus verlässt – egal ob das frühmorgens oder in der Nacht ist. Es gibt zum Glück fast überall Klimaanlagen, aber das macht den Unterschied zwischen innen und außen natürlich noch größer. Es fühlt sich fast so an, als würde man gegen eine Wand laufen, sobald man nach außen geht. Obwohl es so schwül ist, hat es noch nicht wirklich geregnet. Es ist zwar häufig bewölkt, aber Gewitter gab es bis jetzt keine. Die Einheimischen scheinen generell etwas unempfindlicher dem Wetter gegenüber zu sein. Die Männer tragen immer lange Hosen, aber wenn sie unter sich sind rollen die Arbeiter außen auch mal das T-Shirt bis zum Bauch nach oben. Die Frauen tragen von Hotpants über Kleider und Röcke bis zu langen Hosen fast alles, ich würde aber trotzdem sagen, sie halten sich mehr bedeckt als wir es in Deutschland tun würden. Wie manche Menschen bei den Temperaturen Joggen oder weite Strecken mit dem Rad fahren können, ist mir unbegreiflich…

Durch meine Kollegen komme ich dazu, jeden Tag ein anderes chinesisches Gericht zu probieren. Auch wenn es viele Chinesen erstaunt, dass ich kein Fleisch esse, findet sich doch immer etwas leckeres für mich. Gestern zum Beispiel habe ich eine Nudelsuppe mit Erdnüssen und Tomaten-Rührei oben drauf gegessen, für umgerechnet 1,20 Euro. Natürlich kann man hier auch deutlich hochpreisiger essen, es gibt hier unzählige Shopping-Malls, die essenstechnisch für jeden Geldbeutel etwas zu bieten haben. Es gibt dort auch jede Menge westliche Marken von Calvin Klein, Adidas, Puma und H&M bis hin zu Zara Living und Gabor. Am faszinierensten fand ich bis jetzt die Eislaufbahn mitten in einem Einkaufszentrum.

Ein weiterer interessanter Punkt sind die Taxis. Um ein Taxi zu rufen, muss man dem Fahrer zuwinken. An besonders gut besuchten Orten endet das dann aber mehr in einem mit ausgestrecktem Arm auf die Straße springen, um den anderen Wartenden zuvor zu kommen. Da bin ich noch etwas verloren dabei 🙂 Das positive bei den offiziellen Taxen hier ist, dass es kein Handeln um den Preis gibt. Alle benutzen ein Taximeter und der Preis ist im Vergleich zu Deutschland extrem niedrig. Für eine Strecke von 5-6 Kilometern zahlt man in etwa 2,50 Euro. Allerdings verstehen fast alle Fahrer kein Englisch und man muss seine Adresse irgendwo aufgeschrieben haben und hoffen, dass der Fahrer auch weiß, wo es ist. Gestern wurde ich 5 Kilometer in die falsche Richtung gefahren, bis ich zum Glück auf die Idee kam, meinen Standort in Baidu Maps zu überprüfen, und ihm dann mit Händen und Füßen klarmachte, dass das nicht war, wo ich hinwollte. Dann wurde erst deutlich, dass der Fahrer überhaupt keine Ahnung hatte, wo sich gewünschte Adresse befand. Also aussteigen, neues Taxi, nächster Versuch.

Busse sind sogar noch günstiger als Taxis. So wie ich das verstanden habe zahlt man in jedem Bus einfach eine Gebühr von 2 Yuan, also circa 30 Cent und darf dann bis zum Ende der Strecke mitfahren. Der Nachteil an den Bussen ist allerdings, dass ich bis jetzt noch keinen Fahrplan finden konnte und man sich einfach auf gut Glück an die Haltestelle stellen muss.

In meiner Wohnung habe ich mich schon ganz gut eingelebt. Das einzige, was ich nach wie vor nicht so toll finde ist die Matratze auf meinem Bett, bei der man, wenn man darauf liegt, jede einzelne Feder spürt. Ich habe aber gehört, es gibt da Auflagen dafür – da werde ich mir noch etwas besorgen. Viel Zeit verbringe ich sonst ohnehin nicht in der Wohnung. Ich war bis jetzt jeden Abend nach der Arbeit bis mindestens 21 Uhr unterwegs. Langweilig ist mir hier also nicht 🙂

Dass ich immer von allen angeschaut werde, nehme ich schon nicht mehr so stark wahr 🙂

Ich hatte einige Bedenken vor der Reise vor allem bezüglich Heimweh, aber die wurden alle zerstreut. Ich fühle mich so unglaublich wohl hier und freue mich auf das nächste halbe Jahr.

Wie bitte?

Jetzt bin ich erst drei Tage in China aber es fühlt sich an wie drei Wochen. Am Samstag Nachmittag ist mein Flugzeug in Hefei gelandet. Im ganzen Flugzeug waren insgesamt nur zwei Europäer – eine davon ich. Ich saß neben einer Mutter mit ihrer vielleicht fünf Jahre alten Tochter, die mich, abgesehen von der Zeit, in der sie etwas gegessen hat, ständig neugierig angestarrt hat. Ich nehme an, es lag unter anderem an den Haaren 🙂

Angekommen in Hefei- mein erster Eindruck: Die Stadt ist groß. Wirklich groß. Die Fahrt vom Flughafen in die Stadt dauert 45 Minuten. 8 Millionen Menschen müssen irgendwo leben, also säumen Wohnblocks die Straße. Jeder davon mindestens 30 Stockwerke hoch, c.a. 15 Wohnungen pro Stockwerk und immer in Gruppen von 10-15 Häusern. Die dominante Farbe ist ein mattes Braun, dazwischen Stahlgrau und Glas. Die Straßen haben mindestens drei Spuren in jeder Richtung, die Hupe ist hier das meist genutzte Instrument. Motorräder fahren auf den Gehwegen – man muss also aufpassen, besonders bei E-Scootern, die man erst bemerkt, wenn sie an einem vorbei düsen.

In einem matt braunen Wohnblock im zwölften Stock wohne ich. Die Wohnung ist etwa 20 Quadratmeter groß, hat eine kleine Küche, ein etwas größeres Bad und ein erstaunlich großes Bett. Und noch viel wichtiger- eine Klimaanlage. Da sie nur möbliert ist, aber nicht eingerichtet, war ich am Wochenende erst einmal damit beschäftigt Geschirr, Kissen und Decke für das Bett, Putzzeug, Handtücher etc. zu besorgen. Mittlerweile finde ich es schon recht gemütlich.

Englisch spricht hier auf der Straße und in den Läden so gut wie niemand. Das chinesische Wort, was ich hier am häufigsten gebrauche ist „shénme“ also „wie bitte?“. Auch wenn das meistens nicht hilft, da mein Chinesisch auch nicht gut genug ist, um die Antwort zu verstehen 🙂 Aber irgendwie hat doch alles geklappt, ich habe eine Simkarte, Internet in der Wohnung und konnte meinen Kühlschrank auffüllen.

Woran ich mich nicht so ganz daran gewöhnt habe, ist, wie viel ich angestarrt werde. In den ersten beiden Tagen, bevor ich mich mit ein paar Expats aus der Firma getroffen habe, habe ich keinen einzigen anderen Europäer gesehen. Ich schätze mal, eine Europäerin mit kurzen roten Haaren ist dann schon eine kleine Attraktion. Auf jeden Fall folgen mir die Blicke, wohin ich auch gehe… Ich werde aber auch häufig freundlich neugierig angelächelt – das Starren ist wohl nicht böse gemeint.

Das Wetter ist warm und feucht, aber zum Glück sind alle Innenräume und Fahrzeuge klimatisiert.

Insgesamt gefällt es mir gut hier – natürlich an einiges muss ich mich erst gewöhnen, zuallererst mal an die andere Zeitzone. Ich habe heute morgen fast verschlafen und den Bus verpasst – zum Glück nur fast, gleich am ersten Tag zu spät kommen, macht bestimmt keinen guten Eindruck. Sonst kommt mir meine Südostasien Erfahrung zugute – China ist zwar anders aber mache Sachen sind doch ähnlich.

Heute Abend war ich dann auch endlich das erste Mal authentisch chinesisch essen. Ich war mit mehreren Kollegen unterwegs und wir haben an einem runden Tisch gegessen, in der Mitte eine riesige Drehplatte mit mehreren gemeinsamen Gerichten. Hier nur drei Beispiele. Das erste sind Kräuter mit Tofustücken, das zweite Kürbisstreifen mit Chilli und das dritte Aubergine mit Bohnen.

Ich bin gespannt, was noch alles passiert 🙂

 

Los geht’s!!/ 走吧

Jetzt  sind es nur noch zwei Tage, Koffer sind gepackt und es kann losgehen 🙂

Hoffen wir mal, dass ich mein ganzes Gepäck auch tragen kann 😀

Ich werde meine Überschriften von jetzt auch immer in Chinesisch schreiben, so dass ihr einen Eindruck bekommt, wie das so aussieht. Unten schreibe ich immer noch die Zeichen in Pinyin, das ist die chinesische Lautschrift. Wen es interessiert, wie genau das ausgesprochen wird, es finden sich im Internet viele „Anleitungen“ für Pinyin =)

走吧 = zǒu ba