Blackout

Als ich gestern bei meinem Compound ankam, merkte ich gleich, dass etwas komisch war. Die Fassade der Häuser war dunkel, in den Läden und Restaurants im Erdgeschoss brannte kein Licht. Es war circa halb 9 und hier wird es schon zwischen 6 und 7 dunkel. Nur in den Gängen gab es schummriges Licht – die Notbeleuchtung nehme ich an. Die Anzeige an den Aufzügen war erloschen. Ein paar Leute standen telefonierend davor. Stromausfall. Ich war einfach nur froh, dass ich nicht im 33. Stock wohne und die letzten Tage jeden Tag einmal die Treppen (216 Stufen) in den zwölften Stock gelaufen war. Immerhin war das Treppenhaus jetzt beleuchtet. Normalerweise gibt es hier kein Licht. Gut zu wissen, dass für den Notfall gesorgt wurde.

Die Wohnung war natürlich ebenfalls komplett dunkel. Aus dem Fenster konnte ich sehen, dass auch in ein paar der benachbarten Häusern kein Licht brannte. Vielleicht ein Problem an einer Trafostation? Auf meine innere Einkaufsliste setzte ich erst einmal Kerzen und Feuerzeug. In so einer finsteren Wohnung kann man nicht sonderlich viel machen. Ich war froh über meine Powerbank – der Akkustand von meinem Handy war schon recht niedrig. Trotz geöffneten Fensters war es schwül und stickig. Das Wasser war ebenfalls weg – irgendwie muss das ja auch nach oben gepumpt werden.

Von einem Kollegen, der auf einer chinesischen Webseite nachgeschaut hatte, die wohl Störungen dieser Art verzeichnet, erfuhr ich schließlich, dass es wohl Bauarbeiten gab, die das Abschalten des Stroms nötig machten. Angegeben war ein Zeitraum bis Mitternacht. Ich schien aber nicht die einzige zu sein, die das überraschte. Mein Vermieter wusste auf Nachfrage auch nicht, was los war.

Etwa eine Stunde, nachdem ich heimgekommen war, ging der Strom zum Glück wieder an.

Mir ist in dieser kurzen Episode klar geworden, wie selbstverständlich ich eine stabile Stromversorgung immer genommen hatte. Vielleicht kennt einer von euch den Roman „Blackout“ von Marc Elsberg, in dem die Auswirkungen eines europaweiten Stromausfalls beschrieben werden (sehr empfehlenswertes Buch). In einer Stadt wie Hefei, in der ein normales Wohnhaus mindestens 33 Stockwerke hat (auch 50 sind keine Seltenheit), wäre das sogar noch eine viel größere Katastrophe. Auch die Tatsache, dass mittlerweile fast alle Zahlungen elektronisch mit dem Handy getätigt werden, wäre sofort ein Problem.

Ich werde jetzt auf jeden Fall immer dafür sorgen, dass ich genug Wasser und Essen für ein, zwei Tage in der Wohnung habe und dass meine Powerbank für den Fall voll geladen ist 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert