Halbzeit – eine Bilanz

Jetzt ist tatsächlich schon die zweite Hälfte meiner Zeit in China angebrochen. Zeit für ein kurzes Zwischenfazit.

Die 3 Dinge, die ich am meisten an China vermissen werde

  1. Das Essen: Wie wahrscheinlich aus meinen Beiträgen unschwer hervorgeht, schmeckt es mir hier gut. Die Chinesische Küche ist sehr vielseitig und man findet auch nach drei Monaten regelmäßig etwas, was man noch nie gesehen hat. Die Preise sind so niedrig, dass es sich für mich nicht einmal lohnen würde zu kochen. Auch viele Einheimische essen auswärts oder lassen sich das Essen liefern. Zu Essenszeiten muss man wirklich aufpassen, nicht von einem der unzähligen Kurieren in knalliger Uniform und rasanter Fahrweise, über den Haufen gefahren zu werden.
  2. Die Gastfreundschaft: Chinesen sind wohl das gastfreundlichste Volk, dass ich bisher erlebt habe. Wie häufig ich bereits zum Essen eingeladen wurde. Ich habe das Gefühl, die Chinesen lieben es, einem ihr Land zu zeigen, und es macht sie glücklich, wenn es einem gefällt. Besonders neugierig sind sie, wie einem das Essen hier schmeckt.
  3. Die alte Kultur: auch wenn man davon in Hefei kaum etwas sieht, in Städten wie Suzhou oder Nanjing umso mehr – China ist ein altes Land mit Jahrtausende langer Geschichte. Die alten Bauten strahlen so viel Würde und Erhabenheit aus, so dass man das laute Geschehen um sich herum schnell einmal vergessen kann. Die Errungenschaften, die diese Kultur schon in frühen Zeiten erbracht hat, sind außergewöhnlich. Obwohl es in Deutschland viele alte Städte gibt, reicht deren Geschichte höchstens bis in die Römerzeit zurück. Die chinesische Geschichte ist noch um einiges älter. Ich freue mich schon sehr auf Peking und die chinesische Mauer.

Und 3 Dinge, auf die ich mich in Deutschland schon wieder richtig freue bzw. auf die ich hier auch gut verzichten könnte 😀

  1. Die Isolierung der Wohnungen: In Hefei ist es durchwegs wärmer als in Deutschland, doch es kommt einem mindestens genauso kalt, wenn nicht sogar kälter vor. Das liegt zum einen an der hohen Luftfeuchtigkeit, was eine nasse Kälte verursacht, zum anderen daran, dass die Häuser hier schlecht, wenn überhaupt, isoliert sind. In vielen Gebäuden gibt es auch nicht einmal eine Heizung. Zum Wärmen nimmt man die Klimaanlage oder eine elektrische Heizung. Dass das jedoch nicht so effektiv ist, liegt auf der Hand. In den kleinen Restaurants, in denen ich zu Abend esse, tragen die Leute aber auch einfach das Essen hindurch, ihren Wintermantel. Alle, die mich kennen und wissen, was ich für eine Frostbeule bin, können sich vorstellen, dass das für mich nicht ideal ist 😀
  2. Schwarzbrot: Ich hätte es ja nicht gedacht, da ich eigentlich kein besonders großer Brotesser bin, aber seit mindestens einem Monat fantasiere ich bereits von einer Scheibe frischen Schwarzbrot mit Butter und Käse. Alles nicht so einfach zu haben hier, ganz besonders das Brot. Heute bekomme ich eine Lieferung von einer deutschen Bäckerei aus Shanghai – ich freue mich gerade wie ein Kind auf Weihnachten 😀
  3. Lautstärke: China ist ein lautes Land und das in jeder Hinsicht. Im Verkehr wird ausgiebig gehupt, was man bei mir auch im zwölften Stock bei geschlossenen Fenstern noch deutlich hören kann. Türen werden auch spätabends noch schwungvoll zugeknallt, aus Lautsprechern vor Geschäften dröhnt Werbung, Telefongespräche werden immer ein klein bisschen lauter geführt. Kopfhörer scheinen hier nicht viele Abnehmer zu finden, abends beim Essen gibt es immer mindestens eine Person, die im Restaurant einen Film auf voller Lautstärke auf dem Handy schaut. Genauso im Bus, im Zug usw. Zu einem gewissen Maß gewöhnt man sich natürlich daran, aber manchmal sehne ich mich schon nach Stille 😀

Also wie immer hat auch das Leben in China zwei Seiten. Aber genau diese verschiedenen Eindrücke machen ja diese Erfahrung erst aus. Ich kann nur sagen, dass ich so unglaublich froh bin, dass ich es gewagt habe, hierherzukommen. Alles, was ich sehe und erlebe, hat mich jetzt schon wesentlich geprägt. Ich bin gespannt auf die nächsten Monate.

One Day in Nanjing

Endlich habe ich es einmal geschafft, Hefei’s Nachbarstadt Nanjing zu besuchen, wenn auch nur kurz. Mit dem Schnellzug dauert die Fahrt nicht einmal eine Stunde. 150 Kilometer sind für chinesische Verhältnisse wirklich nah.

Neben einer Menge leckeren Essen, von dem ich leider vergessen habe, Fotos zu machen, war ich hauptsächlich auf dem Zijin Mountain, auch Purple-Gold Mountain genannt. So viel Grün habe ich seit ich hier in China bin, noch nicht gesehen. Der Berg mutet an, wie eine riesige Parkanlage gesprenkelt mit historisch bedeutsamen Orten.

Einer davon ist das Ming Xiaoling Tomb, erbaut für den einzigen Kaiser der Ming Dynastie, der nicht in Peking begraben wurde.

Der Weg dorthin wird von großen steinernen Statuen von Elefanten, Löwen, Kamelen und Pferden bewacht.

Und einer Menge dieser grimmig dreinschauenden Wächter:

Nur ein Teil der Gebäude ist noch erhalten. Der Rest hat die Zeit nicht überdauert. Die eingravierten Zeichen stammen wohl noch aus der Zeit der Erbauung um 1400.

Hier das eigentliche Mausoleum:

Und wenn ich auch keine Bilder vom Essen in Nanjing habe, habe ich ein paar aus Hefei 🙂

zum Hotpot essen bei Freunden. Ja wir sind alle satt geworden 🙂

Ein neues Lieblingsessen: Gebratener Sellerie mit geräuchertem Tofu

Gebratenes Ei mit etwas, das ähnlich schmeckt wie Lauch

Shanghai

Dieses Wochenende war ich für drei Tage in Shanghai, um mich dort mit meiner Tante zu treffen. Shanghai ist mit ca. 23 Millionen Einwohnern ungefähr dreimal so groß wie Hefei, aber ich habe mich langsam an die vielen Menschen gewöhnt.

Was wirklich ungewohnt war, war wie viele Leute in Shanghai Englisch sprechen. In Hefei kommt man ohne Chinesisch nicht weit. Die meisten Menschen sprechen nur Chinesisch und sobald das eigene Anliegen über das einfache Grüßen oder Bezahlen im Supermarkt hinausgeht, ist man nur mit Englisch verloren. Ganz anders in Shanghai: Straßenhändler versuchten mir auf Englisch gefälschte Uhren zu verkaufen, in kleinen Nudelläden gab es englische Speisekarten und sämtliche Ansagen in der U-Bahn waren ebenfalls zweisprachig. Überall sieht man „Ausländer“, ich habe viele Leute Deutsch sprechen gehört. Mit meinen roten Haaren habe ich nur geringes Aufsehen erregt.

Das war in mancher Hinsicht natürlich praktisch und auch mal sehr angenehm, andererseits war es auch ein ganz anderes China, dass ich bisher kennengelernt habe und nicht mehr so einzigartig im Vergleich zu anderen Orten, die ich bereits besucht habe. Die internationalen Großstädte der Welt ähneln sich doch auf gewisse Weise.

Hier sind ein paar Eindrücke aus der Stadt.

Das historische Viertel TianZiFan, das mich ein wenig an die Städte in Südostasien erinnert hat:

Ein kleines Kätzchen, das wir im Park gesehen haben:

Der Bund bei Nacht:

Und wie immer – ein bisschen Essen:

Reisbrei als Mitternachtssnack im Hotel

Ein Tofugericht, typisch für Shanghai