Wieder in Hefei

Die Woche ging so ereignisreich weiter wie das Wochenende. Ich war abends viel unterwegs, hatte Chinesischunterricht und einen erneuten Stromausfall am Freitag… aber immerhin hatte ich jetzt eine Taschenlampe 😀

Dieses Wochenende hat ein Kollege von mir geheiratet. Am Freitag war ich das erste mal auf einem Jungesellinnenabschied und dann auch noch auf einem chinesischen 🙂 War ein sehr netter Abend und ich habe ein bisschen die Kneipen von Hefei kennengelernt.

Am Samstag war ich auf einer Blumenausstellung. Sie fand auf dem Gelände des Blumenmarkts statt, wo ich bereits ganz am Anfang meiner Zeit in Hefei schon war. Es gab dort allerlei schöne Pflanzen, geordnet nach den chinesischen Provinzen. Am meisten amüsiert hat mich folgender „Import“, der hier 13 Euro kostet:

Ansonsten gab es hier von Aquarien, über Mini-Gärten und nachgebaute Anlagen in den Hallen wirklich alles:

Und meine Zimmerpflanze hat Gesellschaft bekommen 🙂

Am Sonntag war dann die Hochzeit. Sie fand bereits am Vormittag statt und nach der Zeremonie gab es ein großes Mittagessen.

In China ist es üblich, dass die Braut mehrere Kleider trägt. Zumindest ein weißes und ein rotes. Rot ist in China die traditionelle Farbe für Hochzeiten, aber da die weißen Kleider mittlerweile ebenfalls sehr beliebt sind, zieht sich die Braut zwischendrin einfach um. Bei dieser Hochzeit gab es sogar drei Kleider. Eines schöner als das andere <3

Traditionellerweise schenkt man in China einen Hong Bao. Einen roten Umschlag mit Geld darin. Sachgeschenke sind eher unüblich. Nach dem Essen geht das Brautpaar an jeden Tisch, um mit den Gästen anzustoßen.

Ansonsten esse ich mich weiter durch die Chinesische Küche 😀

So etwas ähnliches wie mein Frühstück in Suzhou nur scharf

Suzhou – Alte Gärten, Kanäle und viel leckeres Essen

Dieses Wochenende habe ich einen Kurzurlaub in Suzhou gemacht. Ich bin am Freitag Abend angereist (mit dem Schnellzug braucht man 2,5 Stunden) und am Montag Mittag wieder zurückgefahren.

Suzhou ist eine sehr alte Stadt, wegen ihren vielen Kanälen gesäumt von alten Häusern wird sie auch Venedig des Ostens genannt. Außerdem ist sie berühmt für ihre vielen mehrere Jahrhunderte alte Gärten (Unesco Weltkulturerbe).

Das historische Suzhou bildet einen starken Kontrast zum modernen Hefei. Ihr werdet es ja gleich an den Bildern sehen, aber man fühlt sich wie in einem anderen Land.

Dies wird ein SEHR bilderreicher Blog. Ich habe es nach den einzelnen Gärten und Sehenswürdigkeiten aufgeteilt, falls jemand mal Reisetipps braucht 😉

Diverses zu Suzhou

Um den Menschenmassen zu entgehen, bin ich trotz Urlaub jeden Tag schon um 7 Uhr aufgestanden, um möglichst schon kurz nach Öffnung bei den Gärten zu sein. Ganz ist mir das nicht gelungen, weil ich mich erst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anfreunden musste, aber trotzdem habe ich es geschafft, zumindest auf den meisten Bildern die vielen Menschen draußen zu halten. Westliche Touristen habe ich übrigens kaum gesehen, die Gesamtmenge könnte ich an zwei Händen abzählen. Suzhou scheint vor allem beliebt bei chinesischen Reisenden zu sein. Ich schien für einige von ihnen auch eine Attraktion für sich gewesen zu sein…

In Suzhou kann man eine Menge leckere Sachen essen:

Eine Art Keks, gefüllt mit einer leicht süßen Paste aus Nüssen und Bohnen (?)

Gute Nudelsuppe gab es hier auch

Mein Frühstück für die drei Tage – pikanter Pfannkuchen mit Ei

In Laufnähe zu meinem Hotel konnte man diese Streetfood-Meile entlang eines Kanals finden. Zum Glück bin ich jeden Tag etliche Kilometer gelaufen, so dass ich mich ohne schlechtes Gewissen austoben konnte 😀

 

Humble Administrator’s Garden

Dies ist der Größte und wohl bekannteste von Suzhou’s Gärten. Sogar an einem Montag Morgen rollten schon die Tourbusse an… Angelegt wurde er 1509.

 

Garden of the Master of the Nets

Dieser Garten wurde bereits im 12. Jahrhundert angelegt. Im frühen 20. Jahrhundert lebten zwei Künstlerbrüder hier, die den Garten als Ort des Schaffens und kulturellen Treffpunkt nutzten. Besonders daran war, dass einer der Brüder, der besonders gerne Tieger malte, ein echtes Exemplar hier aufzog und hielt. Der Garten ist sehr verwinkelt, so dass man tatsächlich oft das Gefühl hatte, ihn trotz anderer Besucher für sich zu haben.

 

Garden to Linger in

Dieser Garten wurde einst von einem Arzt angelegt, um seinen Patienten einen Ort der Entspannung zu geben. Ich kann mir gut vorstellen, dass es geholfen hat 🙂

Sehr faszinierend fand ich die vielen kleinen Miniaturlandschaften, die im Garten zu finden waren.

 

Pingjiang Lu

Diese historische Straße (nur für Fußgänger und den gelegentlichen Motorradfahrer – aber keine Autos!) entlang eines Kanals mit kleinen Brücken lässt einen den Vergleich zu Venedig am meisten nachvollziehen. Überall gibt es kleine Läden und Essensstände. Und besonders angenehm: anders als wie ich es in Südostasien kenne, wurde ich hier nicht angesprochen oder dazu angehalten etwas zu kaufen.

 

Mudu

Ehemals ein altes Dorf außerhalb Suzhous, ist es mittlerweile von der Stadt umschlossen worden. Das machte es für mich sehr angenehm zu erreichen.

Es war ein beliebter Ausflugsort, sogar ein Kaiser hat den Ort mehrere Male besucht.

 

Yan Family Garden

Diese alten Gebäude und Garten in Mudu gehörten einst einem Magistraten.

 

Hongyin Mountain Villy

Dieses Anwesen in Mudu mit Garten wurde sogar vom Kaiser besucht. Prachtvoll und schön genug dafür ist es zweifellos.

 

Ancient Pine Garden

Ebenfalls in Mudu, ebenfalls bezaubernd.

 

Jetzt bin ich wieder zurück in Hefei und vermisse das Reisen jetzt schon wieder… aber ich kann mich freuen – in zwei Wochen geht es für ein Wochenende nach Shanghai 🙂

Puzzleteile 1

Ich dachte mir, gerade für Wochen, in denen ich keinen erzählenswerten Ausflug oder ähnliches mache, führe ich diese neue Kategorie ein. Puzzleteile soll Eindrücke beschreiben, die ich hier in meinem täglichen Leben sammele.

Die Müllsammlerin

In China funktioniert Abfallentsorgung etwas anders als bei uns. Für das Gebäude, in dem ich wohne (mit 33 Stockwerken und 15 kleinen Wohnungen pro Etage nicht gerade klein) gibt es insgesamt nur 4 Mülltonnen, die vor der Haustür stehen (zumindest habe ich anderswo noch keine gesehen). An sich besteht die Trennung zwischen recycable und unrecycable. Inwieweit sich daran gehalten wird, steht auf einem anderen Blatt. Die Mülleimer scheinen aber nie zu voll zu werden und das liegt an einer kleinen, bestimmt über siebzigjährigen Frau, die ich von frühmorgens bis Spätabends in unserem Compound sehe.

Unablässig durchsucht sie den Abfall nach Materialien, die man weiterverkaufen kann – Pappe, leere Plastikflaschen, Glas, Aluminium. Sie fährt ein kleines Tuk-Tuk ähnliches Gefährt, dass sie damit belädt. Ihren Ehemann habe ich auch schon dabei gesehen. Manchmal ist sogar die kleine Enkelin im Kinderwagen mit dabei.

Was mich so unglaublich überrascht, ist die Herzlichkeit mit der sie mich jedes Mal bedenkt. Sie lächelt mich an, grüßt, winkt. Ich habe allgemein die Chinesen als ein sehr gastfreundliches Volk wahrgenommen, aber besonders in diesem Fall bin ich immer wieder berührt. Dass jemand, die so eine harte Arbeit ausführen muss, um über die Runden zu kommen, immer noch so viel Freundlichkeit und ein Lächeln für ihre Mitmenschen übrig hat. Dass sie nicht verbittert ist an ihrem Schicksal.

 

Personal Space

Wie ich schon sagte, besteht mein Gebäude aus vielen kleinen Wohnungen. Jede so groß wie meine eigene, ca. 20 Quadratmeter. Für mich alleine ist das ganz gemütlich. Ich könnte mir aber nicht vorstellen hier mit einem Partner oder sogar einer Familie geschweige denn einem Familienhund dazu zu leben. Ich sehe viele kleine Kinder mit Müttern im Aufzug. Teilweise haben sie ihren Hund dabei. Neben mir wohnt eine Frau, die einen Golden Retriever hat. Als meine Chinesischlehrerin, das erste mal zu mir kam, war sie vollkommen überrascht, dass ich ganz alleine in der Wohnung lebe.

Es ist hier üblich, dass die Eltern des Mannes mit einem Ehepaar und dessen Kindern zusammenleben. Die Großeltern kümmern sich häufig um die Kinder oder auch um den Haushalt. Dafür sorgen die Jungen für die Alten, wenn sie Schwierigkeiten haben, alleine zu leben. Das Zusammenleben ist viel enger als ich es aus Deutschland kenne. Es scheint die meisten nicht zu stören. Allgemein habe ich das Gefühl, dass hier gerne in der Gruppe etwas unternommen wird. In Restaurants sieht man selten einzelne Personen. Wenn ich erzähle, dass ich vorhabe allein zu reisen, ernte ich erstaunte Blicke. Die Gemeinschaft hat einen viel höheren Stellenwert.

 

Delikatessen

Dass es hier leckeres Essen gibt, ist aus meinen vorherigen Beiträgen glaube ich schon hervorgegangen. Aber natürlich bedarf es wieder einmal ein paar Bilder:

Was man auf den Bildern von den vegetarischen Gerichten natürlich nicht sieht – in China findet eine ganzheitlichere Verwertung von Fleisch statt. Während in Deutschland vornehmlich Filet gegessen wird, wird hier alles vom Tier verwertet. Und nicht nur verwertet, sondern in besondere Gerichte verwandelt. Von Hühner- und Entenfüßen, Kuhmagen, Hasenkopf bis hin zu Entenzunge (besondere Spezialität) kann man hier alles bekommen. Und wer mal einen kleinen Snack für zwischendurch braucht, der kann sich so etwas besorgen:

Nächste Woche geht es auf die erste kleine Reise – in das zwei Stunden Schnellzugfahrt entfernte Suzhou, das aufgrund seiner Kanäle und alten Gebäude auch als Venice of the East bekannt ist und deren Hauptsehenswürdigkeiten die vielen noch aus dem Mittelalter stammenden Gärten und Parks sind. Mit ca. 1,5 Millionen Einwohnern mal erfrischend klein im Vergleich zu Hefei 😀